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Leitfaden "Sport in digitaler und realer Welt zusammenbringen - Ju-Jutsu-erleben“



               werden vor einem gesamten Plenum leicht als öffentlicher Tadel (miss)interpretiert,
               wenngleich ein Online-Training zugleich einen gewissen psychologischen Schutz durch Quasi-
               oder Halb-Anonymität gewährleistet.)
               Die Zeit, die für Wiederholungen und Korrekturen für einzelne aufgewendet wird, sollte in
               einem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen für alle stehen. (Es kann ermüdend für die Mehrheit
               sein, wenn alle z.B. ein Detail wiederholen und daran übend arbeiten sollen, das nur einen
               betrifft.)
               Der Bildschirm ermöglicht nur einen sehr eingeschränkten Blick auf die Teilnehmer (wegen
               begrenzten oder perspektivisch verzerrten Bildausschnitts (oft sieht man TN = Teilnehmer
               nur halb und bei Laptop-Kameras schräg von unten), Lichtverhältnissen, Bildqualität,
               Flächigkeit des Bildes im Gegensatz zum stereoskopischen Sehen, der fehlenden Möglichkeit,
               um die Teilnehmer herumzugehen und aus verschiedenen Perspektiven zu sehen, sie ggf.
               anzufassen und so körperlich führend anzuleiten etc.). Dasselbe gilt analog für den Blick der
               Teilnehmer auf den Trainer. Kurz: Es fehlt beiderseitig die Körperlichkeit des Erlebens, die
               aber für den Sport konstitutiv ist.
               Gespräche, dialogischer Austausch, Zwischen- und Rückmeldungen sowie Verständnisfragen
               sind nur eingeschränkt möglich. Die Anleitung des Trainers hat – anders als in einem realen
               Sportkurs – eine verstärkte Tendenz zum Monologischen mit allen seinen Nachteilen.
               Die zwischenmenschliche Verständigung über Mimik, Körpersprache und ein allgemeine
               Gefühl für gruppendynamische oder auch individuelle Stimmungen ist nur sehr
               eingeschränkt möglich. (Der psychologische und subjektive Unterschied in der gegenseitigen
               Wahrnehmung ist beträchtlich.) Das schränkt spontane Reaktionen und Anpassungen des
               Trainings an die Situation bedeutend ein.
               Utensilien, Geräte und Hilfsmittel, die beim Training eingesetzt werden, sollten für alle zu
               Hause ohne Aufwand verfügbar sein. (Nicht jeder hat ein Deuserband oder Hanteln zu
               Hause; einen Gürtel oder ein Taschentuch hat aber jeder bei der Hand.)
               Origineller Einsatz leicht verfügbarer Utensilien kann das Interesse wecken; umfangreiche
               Vorbereitungen oder komplizierte Hilfsmittel können dagegen eher abschrecken, am
               Training teilzunehmen.
               Welche Utensilien gebraucht werden, sollte früh genug angekündigt werden.
               Ggf. sollte ich der Trainer Alternativübungen für TN überlegen, die ein Utensil nicht nutzen
               können.
               Bei Konzeptionierung und Durchführung des Trainings sollte der Trainer bedenken, ob alle
               TN unter voraussichtlich vergleichbaren Umständen wie er selbst trainieren: Trainingsfläche
               groß genug? Raum hoch genug? Untergrund, je nach Übung? (Teppich, Fliesen etc.)
               Wohnverhältnisse? (Werden durch bestimmte Übungen (lautes Hüpfen etc.) ggf. Nachbarn
               gestört etc.?) Auch das alles schränkt die Spontaneität (z.B. Trainingsmodifikation in
               Reaktion auf aktuelle und individuelle Bedürfnisse der TN) des Trainings deutlich ein.
               Der Trainer sollte vor jedem Training kontrollieren:
               •      Ist die Internetverbindung ausreichend stark und stabil?
               •      Bin ich gut zu sehen? (Bildqualität, Lichtverhältnisse, Bildausschnitt auch in
                      verschiedenen Trainingspositionen)
               •      Bin ich gut zu hören und zu verstehen? (Mikrofonqualität; spreche ich laut und
               deutlich genug, auch in verschiedenen Trainingspositionen im Raum?)
               Die obigen Punkte sollte der Trainer zur Beginn des Trainings auch kurz mit den TN
               abstimmen. (Können alle bestätigen, dass sie mich gut hören und sehen?)
               Wird der Ton der TN während des Trainings stummgeschaltet, so reduziert das einerseits
               Störgeräusche. Andererseits wird die Kommunikation schwieriger und einseitiger.




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