Page 6 - Leitfaden -Sport digital-Ju-Jutsu-erleben-FINALE-2021-06-02
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Leitfaden "Sport in digitaler und realer Welt zusammenbringen - Ju-Jutsu-erleben“
werden vor einem gesamten Plenum leicht als öffentlicher Tadel (miss)interpretiert,
wenngleich ein Online-Training zugleich einen gewissen psychologischen Schutz durch Quasi-
oder Halb-Anonymität gewährleistet.)
Die Zeit, die für Wiederholungen und Korrekturen für einzelne aufgewendet wird, sollte in
einem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen für alle stehen. (Es kann ermüdend für die Mehrheit
sein, wenn alle z.B. ein Detail wiederholen und daran übend arbeiten sollen, das nur einen
betrifft.)
Der Bildschirm ermöglicht nur einen sehr eingeschränkten Blick auf die Teilnehmer (wegen
begrenzten oder perspektivisch verzerrten Bildausschnitts (oft sieht man TN = Teilnehmer
nur halb und bei Laptop-Kameras schräg von unten), Lichtverhältnissen, Bildqualität,
Flächigkeit des Bildes im Gegensatz zum stereoskopischen Sehen, der fehlenden Möglichkeit,
um die Teilnehmer herumzugehen und aus verschiedenen Perspektiven zu sehen, sie ggf.
anzufassen und so körperlich führend anzuleiten etc.). Dasselbe gilt analog für den Blick der
Teilnehmer auf den Trainer. Kurz: Es fehlt beiderseitig die Körperlichkeit des Erlebens, die
aber für den Sport konstitutiv ist.
Gespräche, dialogischer Austausch, Zwischen- und Rückmeldungen sowie Verständnisfragen
sind nur eingeschränkt möglich. Die Anleitung des Trainers hat – anders als in einem realen
Sportkurs – eine verstärkte Tendenz zum Monologischen mit allen seinen Nachteilen.
Die zwischenmenschliche Verständigung über Mimik, Körpersprache und ein allgemeine
Gefühl für gruppendynamische oder auch individuelle Stimmungen ist nur sehr
eingeschränkt möglich. (Der psychologische und subjektive Unterschied in der gegenseitigen
Wahrnehmung ist beträchtlich.) Das schränkt spontane Reaktionen und Anpassungen des
Trainings an die Situation bedeutend ein.
Utensilien, Geräte und Hilfsmittel, die beim Training eingesetzt werden, sollten für alle zu
Hause ohne Aufwand verfügbar sein. (Nicht jeder hat ein Deuserband oder Hanteln zu
Hause; einen Gürtel oder ein Taschentuch hat aber jeder bei der Hand.)
Origineller Einsatz leicht verfügbarer Utensilien kann das Interesse wecken; umfangreiche
Vorbereitungen oder komplizierte Hilfsmittel können dagegen eher abschrecken, am
Training teilzunehmen.
Welche Utensilien gebraucht werden, sollte früh genug angekündigt werden.
Ggf. sollte ich der Trainer Alternativübungen für TN überlegen, die ein Utensil nicht nutzen
können.
Bei Konzeptionierung und Durchführung des Trainings sollte der Trainer bedenken, ob alle
TN unter voraussichtlich vergleichbaren Umständen wie er selbst trainieren: Trainingsfläche
groß genug? Raum hoch genug? Untergrund, je nach Übung? (Teppich, Fliesen etc.)
Wohnverhältnisse? (Werden durch bestimmte Übungen (lautes Hüpfen etc.) ggf. Nachbarn
gestört etc.?) Auch das alles schränkt die Spontaneität (z.B. Trainingsmodifikation in
Reaktion auf aktuelle und individuelle Bedürfnisse der TN) des Trainings deutlich ein.
Der Trainer sollte vor jedem Training kontrollieren:
• Ist die Internetverbindung ausreichend stark und stabil?
• Bin ich gut zu sehen? (Bildqualität, Lichtverhältnisse, Bildausschnitt auch in
verschiedenen Trainingspositionen)
• Bin ich gut zu hören und zu verstehen? (Mikrofonqualität; spreche ich laut und
deutlich genug, auch in verschiedenen Trainingspositionen im Raum?)
Die obigen Punkte sollte der Trainer zur Beginn des Trainings auch kurz mit den TN
abstimmen. (Können alle bestätigen, dass sie mich gut hören und sehen?)
Wird der Ton der TN während des Trainings stummgeschaltet, so reduziert das einerseits
Störgeräusche. Andererseits wird die Kommunikation schwieriger und einseitiger.
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